Rhön Klinikum AG an Fresenius-Helios verkauft

Nun ist es soweit. Der Klinikkonzern Rhön Klinkum AG wird an die Helios GmbH, eine, Tochter des Gesundheitskonzerns Fresenius, verkauft. Damit entsteht der europaweit größte Klinikkonzern mit 90.000 MitarbeiterInnen und einem Marktanteil von 6-7%. Diese Entwicklung war absehbar. Weder Rhön noch Fresenius haben aus ihrem Vorhaben ein Geheimnis gemacht.

Der erste Versuch ging daneben

War der erste Übernahmeversuch vor einem Jahr noch gescheitert, da sich direkte Konkurrenten des neuen Großkonzerns bei Rhön Anteile besorgten und letztlich die Übernahme vereitelten. Bernd Broermann, Chef des dritten großen Klinikkonzerns Asklepios und der Medizintechnik Hersteller und Rhön-Zulieferer B.Braun halten je 5% Anteile. Ein Verkauf von 90% der Aktien scheiterte so knapp. Im Juni 2013 wurde auf der Aktionärsversammlung der Rhön AG allerdings die Hürde herunter gesetzt. Gegen die Stimmen von Broermann und B.Braun. Bei der Abstimmung wurden die Stimmen von B.Braun aber nicht berücksichtigt, da sie, so Rhön Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender Eugen Münch, nicht „ordnungsgemäß legitimiert“ gewesen seien. Braun wollte das Ergebnis anfechten.

Bei einer Aufsichtsratssitzung der Rhön AG am 12.9.13 wurden die Rhön-Vorstände informiert, dass es jetzt zu einem Verkauf kommt. Am Freitag, den 13.9.13, wurden die KollegInnen in den einzelnen Kliniken per Mitteilungsblatt und Informationsveranstaltungen darüber informiert.

Die Fakten – Die Beschäftigten

Der Verkauf soll zum Jahreswechsel über die Bühne gehen. Voraussetzung ist eine Zustimmung des Bundeskartellamtes. Eine Monopolstellung hätte der fusionierte Konzern so der so. Von den insgesamt 53 Rhön-Kliniken werden 43 an Helios übergeben, sowie 15 MVZ (Medizinische Versorgungszentren) und 14 Servicegesellschaften. Die restlichen 10 Rhön-Kliniken bilden dann die so genannte „neue Rhön“. Dabei handelt es sich u.a. um die Zentrale in Bad Neustadt a.d. Saale, die Universitätskliniken Gießen und Marburg, Frankfurt/Oder und Bad Berka. Dem liegen kartellrechtliche Aspekte zu Grunde. Es soll so keine regionale Vormachtstellung im steten Wettbewerb entstehen. Die „neue Rhön“ wären mit 15.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 1 Mrd. Euro auf Platz vier der bundesdeutschen Klinikkonzerne. Sie kündigen aber bereits an, mit Helios/Rhön eng kooperieren zu wollen.

Zu Helios stoßen nun 33.000 ehemals Rhön Beschäftigte. Zusammen stehen Umsatzahlen von über 5 Mrd. Euro im Raum. Die Übernahme lässt sich Fresenius 3,07 Milliarden Euro kosten. Weitere 30 Millionen, sowie 10 Millionen von Rhön, sollen innerhalb der nächsten 5 Jahre investiert werden. Allein diese Zahlen, die die Vorstellungskraft von DurchschnittsverdienerInnen weit übersteigen, verdeutlichen, dass hier der Schritt in eine andere Liga angetreten wurde. Man möchte nun zu den ganz Großen gehören. Fresenius-Chef Ulf Schneider äußerte, der Erwerb der Rhön AG sei ein „bedeutender Schritt im weiteren Ausbau unseres Krankenhausgeschäfts.“ Wie wahr. Denn um nichts anderes als ein Geschäft handelt es sich hier. Schneider schob auch direkt hinterher, dass man nun über eine Plattform verfüge, um künftig „neue Wachstumschancen wahrzunehmen.“ Dass Fresenius-Helios bei der Durchsetzung ihrer Interessen nicht zimperlich sind, stellten sie im Juni 2012 unter Beweis, als in Folge eines Streiks bei der Helios-Servicegesellschaft Damp 1000 am Streik beteiligte KollegInnen gekündigt wurden. Nach enormem öffentlichen Protest und bundesweiten Solidarisierungen wurden die Kündigungen zwar rückgängig gemacht, aber die Gangart des Gesundheitskonzern Fresenius in puncto Rechte der Beschäftigten wurde nur allzu deutlich. In MitarbeiterInneninformationen wird ein Stellenabbau noch verneint. Fakt ist aber beispielsweise, dass bei Helios weniger Personal mehr PatientInnen versorgt als bei Rhön. Es bleibt abzuwarten, was das zukünftig für die ehemaligen Rhön-Beschäftigten bedeutet.

Die Zukunft Von „Veränderungen“, wie es auf einer Infoveranstaltung der zur Rhön zugehörigen Amper Kliniken AG Dachau bezeichnet wurde, könnten die finanziell wenig erfolgreichen Häuser betroffen sein. Ob es sich dabei um eine Zusammenlegung einzelner Fachbereiche handelt oder um einen Abbau von Arbeitsplätzen, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen. Wurde bei Rhön noch eine gewisse lokale Dezentralität als organisatorischer Spielraum hoch gehalten, steht Helios für eine straffe Zentralisierung, etwa im Einkauf medizinischer Produkte. Es wird noch einiges zu verhandeln geben zwischen den neuen Partnern. Auch wurden aufgeworfene Frage nur unzureichend beantwortet. In einer MitarbeiterInneninfo von Rhön heißt es auf die Frage, ob es in den verkauften Kliniken zu Stellstreichungen kommt, folgendermaßen: „Für die Mitarbeiter die zu Fresenius Helios wechseln, haben wir einen langfristigen, starken Partner mit einem stabilen Umfeld und hervorragenden Wachstumsperspektiven.“

Wir als Beschäftigte sollten uns keinerlei Illusionen machen. Es geht um „Wachstum“, die Maximierung von Profit. Dabei waren beide Klinikkonzerne bisher sehr „erfolgreich“ und zusammen werden sie dieses Ziel kaum aus den Augen verlieren, sondern gestärkt in alle zukünftigen Auseinandersetzungen gehen. Davon müssen wir ausgehen. Privatisierung bedeutet Personalabbau, Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und Lohndumping. Aber auch wir sind zusammen stark.

Jedweder Angriff auf unsere Rechte, jede weitere Verschlechterung unserer Arbeitsbedingungen, jede forcierte Lohnkürzung muss von uns vehement und solidarisch vereitelt werden.

Wir kriegen nur wofür wir kämpfen

Unabhängige Betriebsgruppe Amper Kliniken Dachau

13.9.2013


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