Warnstreik an den Amper Kliniken Dachau

Erste Einschätzung

Die Gewerkschaft ver.di organisierte für diesen Tag den ersten Streik überhaupt in unserem Betrieb. Grund hierfür ist die fest gefrorene Situation in den Verhandlungen um den neuen Vergütungstarifvertrag. Da im gesamten Unternehmen, wie auch in der Konzern-Mutter Rhön Klinikum AG, die Gewinne jährlich neue Rekorde brechen und ver.di viele neue Mitglieder werben konnte, sah sich die Gewerkschaft in der Pflicht ihrer Forderung nach 12% mehr Lohn Nachdruck zu verleihen und zur Aktion über zu gehen. Bestreikt wurden die Frühschicht ab 6 Uhr bis 14.30 Uhr, sowie die Normalarbeitszeit von 8 Uhr bis 16.30 Uhr. Es beteiligten sich insgesamt über 100 KollegInnen, die Presse spricht sogar von 150. Die Abteilungen, in denen ver.di vertreten ist, waren dementsprechend stark an der Aktion beteiligt. Hierbei handelt es sich um qualifiziertes Fachpersonal aus den Bereichen Intensiv, Anästhesie/OP, Ambulanz sowie PhysiotherapeutInnen. Aber auch Auszubildende und Handwerker waren dabei. Da einige OP Säle schließen mussten konnte auch ein gewisser ökonomischer Druck erzeugt werden. Auch auf den normalen Stationen, wo der Organisationsgrad gering ist, beteiligten sich KollegInnen. Der Frühdienst der Stockwerke 1 (Neurologie) und 6 (Gastroenterologie/HNO/Plastische Chirurgie) wurde bestreikt. Es kamen zudem viele KollegInnen von anderen Stationen außerhalb der Dienstzeit oder aus dem Frei. Hilfreich dafür war u.a. auch das verteilte Flugblatt „Streikrecht für Unorganisierte“, das in der Woche davor verteilt wurde. Massive Einschüchterungen Dass dennoch andere Stationen komplett zum Dienst antraten ist der Tatsache geschuldet, dass PDL (Pflegedienstleitung) M. Bieg und Chefarzt Dr. Weber, nachdem am Freitag der Streikaufruf bekannt gegeben wurde, das ganze Wochenende über MitarbeiterInnen in der Pflege massiv einzuschüchtern versuchten. KollegInnen wurden mehrmals angesprochen und gedroht, es werde „persönliche Konsequenzen“ geben sollten sie sich am Streik beteiligen. Das ist rechtlich völlig unzulässig und zeigt zu welchen Mitteln die Klinikleitung nach wie vor bereit ist. Der zuständigen ver.di Sekretärin wurde bereits am Freitag Hausverbot erteilt. Am Streiktag selbst hatte sich ab 5.30 Uhr die gesamte Führungsriege am Haupteingang versammelt und machte, wie in einem Brief an die MitarbeiterInnen angekündigt, von ihrem „Hausrecht gebrauch“ indem alle Streikenden des Geländes verwiesen wurden. So konnte die Streikversammlung samt Kundgebung auch nicht auf dem Klinikgelände stattfinden, sondern auf dem nächst gelegenen Platz am Parkplatz vor dem Friedhof. Aber auch dort ließen es sich die Herren in teurerem Gewand nicht nehmen, regelmäßig vorbei zu patrouillieren. Als um 10 Uhr die Kundgebung begann blieben sie mit dabei, um so ein Klima der Angst zu erzeugen. Das gelang ihnen allerdings nicht. KollegInnen, die spontan ihren Unmut über das Mikro äußerten ließen sich davon nicht beeindrucken. Der Unabhängigen Betriebsgruppe wurde im Vorfeld ein Redebeitrag zugesichert, in dem über eine reine Lohnforderung hinaus auf die mehr als schlechten Arbeitsbedingungen und die Spaltung der Belegschaft hingewiesen wurde. KollegInnen der Unter-GmbHs waren von einer Teilnahme ausgeschlossen. Es handelt sich hier v.a. um die Hilfsberufsgruppen Service Personal, Küchenhilfen und das in einer externen Firma beschäftigte Reinigungspersonal, aber auch die Ärzte. Gegenüber der Dachauer SZ nannte Vorstand Uwe Schmid die Streikenden ein „kümmerliches Häufchen“. Die PatientInnen und Angehörigen zeigten da schon mehr Verständnis. Gegenüber den Streikenden kam es zu keinerlei negativen Äußerungen. Feuertaufe bestanden Trotz der Unerfahrenheit aller Beteiligten, außer ver.di, kann man von einem Erfolg sprechen. Es hat verdeutlicht, dass auch unter der in den Amper Kliniken Dachau traditionellen Führung der harten Hand die KollegInnen bereit sind zur Tat zu schreiten. Natürlich geht das noch viel besser. Aber jetzt wissen wir ja wie´s geht. Bis zum nächsten Mal La lotta continua


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